Runderneuert – Monitoring für Unternehmensumgebungen Im Test: Paessler PRTG Network Monitor 13.3 überzeugt

Autor / Redakteur: Götz Güttich / Ulrike Ostler

Paessler hat das Netzwerk-Monitoring-Werkzeug „PRTG Network Monitor“ mit einem neuen Web-GUI ausgestattet und um viele zusätzliche Funktionen erweitert. Das Labor IAIT hat sich im Test angesehen, wie die aktuelle Softwareversion arbeitet und welche Vorteile die Neuerungen bringen.

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Stimmt die DNA des Paessler-Tools? Das Labor IAIT geht der Frage auf den Grund.
Stimmt die DNA des Paessler-Tools? Das Labor IAIT geht der Frage auf den Grund.
(Bild: majcot/Fotolia.com)

PRTG von Paessler stellt ein Werkzeug zum Überwachen von IT-Infrastrukturen dar. Die Lösung eignet sich nicht nur für den Einsatz in lokalen Netzen, sondern auch zum Monitoring von WAN-Verbindungen, Webseiten, Server und URLs. Das Produkt arbeitet auf einem Windows-System und sammelt ohne Agenten Nutzungsdaten von den zu überwachenden Netzwerkkomponenten, also Anwendungen, Computern und weiteren Netzwerkgeräten wie Routern.

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Die zu PRTG gehörende Web-Benutzeroberfläche stellt das Herzstück des Produkts dar. Über sie haben die Administratoren unabhängig von ihrem Client-System stets und überall Zugriff auf den vollen Leistungsumfang der Monitoring-Lösung.

Zum Sammeln der Daten kommen verschiedene Netzwerkprotokolle wie jFlow, NetFlow, sFlow, SNMP und WMI zum Einsatz. Darüber hinaus beherrscht PRTG auch Packet Sniffing, um den Datenverkehr im Auge zu behalten.

Sensoren im Einsatz

Die Überwachung selbst erfolgt über Sensoren. Dabei handelt es sich um Datenauswertungsroutinen, die Informationen über den Status bestimmter Dienste und Systeme liefern.

Insgesamt bringt Paesslers PRTG mehr als 180 Sensortypen mit, die alle üblichen Netzwerkdienste abdecken. Sollte einmal ein Aspekt nicht durch einen der vorhandenen Sensoren abgedeckt werden können, so bietet das Produkt Optionen, um eigene Überwachungsroutinen nachzurüsten.

Die Sensoren enthalten ihrerseits so genannte Kanäle. Diese stellen Detailinformationen bereit, die zu dem jeweiligen Sensor gehören. Bei einem CPU-Last-Sensor kann das beispielsweise die Last einzelner Kerne sein, bei einem Netzlastsensor der aus- und eingehende Datenverkehr beziehungsweise die Zahl der übertragenen Pakete.

Die Neuerungen

Zu den neuen Features der aktuellen PRTG-Version gehören ein neues Web-Interface und ein überarbeitetes mobiles Web-GUI. Abgesehen davon wurde die Zahl der Ansichten vergrößert und es gibt eine überarbeitete Übersicht über einzelne Geräte mit einer Extraanzeige für besonders wichtige Sensoren.

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Auch die Seite mit der Übersicht über einzelne Sensoren wurde überarbeitet. Die Sensordaten erscheinen jetzt mit einer grafischen Darstellung und einer Tachometer-ähnlichen Zeigeranzeige. Diese liefert nicht nur den aktuellen Sensorwert, sondern auch die für den jeweiligen Eintrag definierten Grenzwerte.

Darüber hinaus steht nun auch eine Funktion zur Analyse ähnlicher Sensoren zur Verfügung. Diese versetzt die Monitoring-Lösung in die Lage, automatisch ähnliche Sensordaten zu erkennen und „Treffer“ in der Sensorübersicht anzuzeigen. Dieses Feature arbeitet unabhängig vom Sensortyp und basiert auf heuristischen Berechnungen. (Genaueres später).

Eine Android-App

Eine neue Android-App gehört ebenfalls zu den Neuerungen. Mit dieser App ist es jetzt etwa möglich, favorisierte Sensoren als Widgets auf dem Desktop in Form einer Zeigeranzeige hinzuzufügen. Auf diese Weise wird der Netzwerkstatus auf einen Blick sichtbar, ohne dass die App geöffnet werden muss.

Bei der aktuellen PRTG-Version sind auch diverse neue Sensoren hinzugekommen. In diesem Zusammenhang ist der "Passive Application Performance Sensor" zu nennen. Dieser untersucht die Leistung von Netzwerkanwendungen mit Hilfe von Packet Sniffing. Dazu analysiert er das Timing zwischen Client-Anfragen und Antworten des betroffenen Servers. Damit lassen sich auch Server und Dienste überwachen, zu denen die IT-Abteilung keinen direkten Zugriff hat.

Der Test

Im Test spielte das Test-Team PRTG auf einem Windows Server 2012 mit einer Quadcore-CPU mit 2,8 Gigahertz Taktfrequenz, vier GigabyteRAM und 780 Gigabyte Festplattenkapazität ein. Nach Angaben des Herstellers läuft das System auf jeder Hardware mit den Leistungsdaten eines handelsüblichen PCs aus dem Jahr 2007 oder später. An Betriebssystemen arbeitet PRTG mit allen Windows Client- und Serverversionen seit „Windows XP“ zusammen und als Browser empfiehlt der Hersteller „Google Chrome“, „Firefox“, „Safari“ oder „Internet Explorer“ seit Version 9.

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Nach der Installation führte das Team eine Netzwerksuche aus und fügte die Systeme in unserer heterogenen Testumgebung zu PRTG hinzu. Anschließend ließ es die Software über einen Zeitraum von mehreren Wochen Daten sammeln und setzte das Produkt als Monitoring-Tool für das Netzwerk ein. Bei allen Aktionen wurde stets ein besonderes Augenmerk auf die neuen Funktionen gelegt, so dass diese im Test ein besonderes Gewicht erhielten.

Die Installation

Zur Installation von PRGT müssen die Administratoren lediglich die Setup-Datei von der Webseite des Herstellers herunterladen und auf dem zukünftigen PRTG-Server ausführen. Die Installation läuft über einen Assistenten ab und wird keinen IT-Verantwortlichen vor unüberwindliche Schwierigkeiten stellen.

Nach dem Abschluss des Setups öffnet sich automatisch ein Browser-Fenster, das den so genannten Configuration Guru anzeigt. Dieser hilft den IT-Mitarbeitern beim Einrichten der Lösung. Der Konfigurations-Guru stellt insgesamt zehn Arbeitsschritte zur Verfügung, die sich einzeln oder nacheinander abarbeiten lassen und die eine funktionsfähige Erstkonfiguration erstellen.

Die Schritte umfassen unter anderem Netzwerk-Scans zum Finden der zu überwachenden Rechner und das Erzeugen von Monitoring-Konfigurationen für Webseiten beziehungsweise Online-Shops und Cloud-Dienste, zum Beispiel Dropbox, Facebook, Google Search, und Microsoft Office 365.

PRTG im laufenden Betrieb

Nachdem der Konfigurations-Guru abgeschlossen war, wechselte das Teast-Team zunächst auf die Übersichtsseite. Das PRTG-Interface arbeitet mit einer Menüzeile am oberen Rand, die auf die einzelnen Teilbereiche der Lösung verzweigt.

Die Hauptseite bietet diverse Übersichten, die die wichtigsten Daten in komprimierter Form anzeigen. Dazu gehören Alarme, To-Dos, die Daten der wichtigsten Sensoren, ein Device-Tree und Ähnliches. Im Betrieb können die Anwender aber jede beliebige Seite als Hauptseite definieren, die nach dem Login erscheint.

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Der zweite Menüpunkt verzweigt auf die Geräte-Übersicht. Diese zeigt alle im Netz vorhandenen Komponenten in einer Baumstruktur mit den dazugehörigen Sensoren an. Hier lassen sich die Sensordaten einsehen, die Geräte zu Gruppen zusammenfassen (um die Übersicht zu verbessern) und vieles mehr. Eine „Geo-Map“ zeigt zudem an, wo sich die gerade selektierten Geräte befinden.

Die Neuerungen des Web-Interfaces

Wie oben erwähnt, legten die Tester ein besonderes Gewicht auf die neuen Funktionen von PRTG. In diesem Zusammenhang stellt das aktualisierte Web-Interface wohl den wichtigsten Teilbereich dar.

Das Web-Interface ist jetzt eine Single-Page-Application (SPA). Bei SPAs lädt der Browser beim Abrufen neuer Inhalte nicht die ganze Seite neu, sondern nur den erforderlichen Bereich. Das vermeidet überflüssigen Rechenaufwand und beschleunigt die Arbeit mit dem System.

Aufgrund der Einführung von SPA stellt PRTG jetzt beispielsweise alle Dialogfelder für Objekteinstellungen als Pop-Up-Layer dar. Deshalb verlieren die Anwender bei Tätigkeiten wie dem Ändern von Tags oder dem Hinzufügen von Benachrichtigungs-Triggern nicht mehr den Fokus auf ihre Arbeit, sondern kommen nach dem Abschluss der jeweiligen Aufgabe wieder an der Stelle heraus, an der sie angefangen haben.

Alles im Blick

Zusätzlich hat Paessler das Interface so überarbeitet, dass es mehr Informationen auf kleinerem Raum anzeigen kann, als zuvor. Die meisten Änderungen gab es bei der Anzeige der Sensordaten.

Hier finden sich jetzt nicht mehr nur Zahlen und aktuelle Sensorwerte in Textform, sondern grafische Darstellungen der gerade gültigen Live-Daten in Form der bereits erwähnten Tachometeranzeigen. Am oberen Rand des Sensorfensters findet sich jetzt zudem ein farbiger Balken, der auf den ersten Blick Auskunft über den Status (grün, gelb, rot, etc.) des betroffenen Sensors gibt.

Die NetFlow-, sFlow-, jFlow und Packet Sniffer-Sensoren bieten jetzt zudem Toplists an. Diese geben Aufschluss über die Top Talker im Netz, die Top Verbindungen und die Top Protokolle. Die von ihnen gesammelten Daten werden ebenfalls in grafischer Form auf der Sensorübersichtsseite angezeigt.

Ähnliche Sensoren

Der neue heuristische Sensorvergleich nimmt täglich alle Sensordaten der letzten 30 Tage unter die Lupe und vergleicht jeden im System erfassten Sensor mit jedem anderen. Auf diese Art und Weise lassen sich Zusammenhänge herausfinden, die nicht direkt auf der Hand liegen.

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Mit Hilfe der genannten Funktion erfahren die zuständigen Mitarbeiter beispielsweise, dass auf einem Switch immer dann besonders viele Datenübertragungen stattfinden, wenn gleichzeitig auf einem Server einer anderen Abteilung die Prozessorlast stark ansteigt. Solche Dinge fallen im normalen Betrieb nicht unbedingt auf, können aber wichtige Hinweise bei der Lösung von Netzproblemen bringen.

Der passive Application Performance Sensor

Von besonderem Interesse: der bereits erwähnte passive „Application Performance Sensor“ (siehe: Abbildung 8), der sich zur Zeit noch im Beta-Status befindet. Mit ihm lassen sich Antwortzeiten von Servern und Diensten überwachen, bei denen die IT-Abteilung weder Zugriff auf den Server noch auf den Client hat.

Statt bei den betroffenen Geräten oder Diensten Verkehrs- und Nutzungsdaten zu lesen, verwendet der passive Application Performance Sensor die Packet Sniffer-Funktionalität, um alle TCP-Pakete zu überprüfen, die an einen Server übertragen werden und die von diesem Server kommen. Auf diese Weise lässt sich feststellen, wie lange der Roundtrip eines TCP-Pakets dauert und damit ist die Leistung des Dienstes messbar.

Null Probleme

Der genannte Sensor ließ sich im Test problemlos einrichten und die Tester argwöhnen nicht, dass irgendein Administrator bei der Konfiguration der Diensteinträge irgendwelche Probleme haben wird. Der Sensor erscheint uns zudem äußerst nützlich zu sein.

Er lässt sich zum Beispiel einsetzen, um externe Web-Dienste oder Cloud-Services zu überwachen. Genauso eignet er sich aber auch zum Monitoring eigener Dienste, die durch den Überwachungsvorgang nicht zusätzlich belastet werden sollen. In dem Video-Tutorial (s.o.) geht es unter anderem um die Konfiguration des Sensors.

Der Autor:

Dr. Götz Güttich leitet das Testlabor IAIT in Korschenbroich.

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