ERP-Release für das agile Unternehmen IFS World Conference 2015 ganz im Zeichen von Cloud und IoT

Autor / Redakteur: Michael Matzer / Elke Witmer-Goßner

Der schwedische Software-Hersteller IFS hat in Boston das Release 9 seines ERP-Pakets IFS Applications vorgestellt. Neben über 500 Funktionserweiterungen bilden die personalisierbare Benutzeroberfläche, die Unterstützung der In-memory-Verarbeitung von Daten sowie die Bereitstellung auf Microsoft Azure als Managed Cloud die wichtigsten Vorteile.

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1.000.000 Anwender: Alastair Sorbie, President und CEO des im schwedischen Linköping ansässigen ERP-Anbieters IFS, verkündete auf der diesjährigen IFS World Conference die Erfolgszahl.
1.000.000 Anwender: Alastair Sorbie, President und CEO des im schwedischen Linköping ansässigen ERP-Anbieters IFS, verkündete auf der diesjährigen IFS World Conference die Erfolgszahl.
(Bild: IFS)

„Es gibt fünf Schlüsseltrends, auf die wir uns konzentrieren, da sie tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Branche haben“, sagte Alastair Sorbie, President und CEO des schwedischen ERP-Anbieters, als er auf der jüngsten IFS World Conference in Boston bekannt gab, dass es mittlerweile mehr als eine Million aktive IFS-Nutzer gibt. „Diese Trends sind User Experience (UX), Mobile, Cloud, Internet of Things (IoT) und Global Business.”

Die Bedienoberfläche (UX) soll künftig mit Hilfe des Werkzeugs IFS Lobby die informativen Qualitäten eines Dashboards erhalten: Der Nutzer kann sie auf seine persönlichen Bedürfnisse zuschneiden, ja, sogar eigene Elemente erzeugen. Indem sie handlungsunterstützende Informationen auf einen Blick erhalten, sollen die Fachanwender produktiver werden. Damit diese gleich loslegen können, liefert IFS 40 fertige Lobbys mit.

„IFS hat schon 2007 seinen Enterprise Explorer angekündigt“, erläutert Christian Hestermann, Research Director bei Gartner. „Der Enterprise Explorer hat nun eine durchgängige grafische Benutzeroberfläche erhalten und unterstützt durch IFS Lobby viele Rollen.“ Die anderen Anbieter, die solche durchgängigen und personalisierbaren Benutzeroberflächen anböten, seien Microsoft mit Dynamics AX in der nächsten Version sowie Epicor ERP. „SAP hat mit Fiori bislang nur wenige Prozesse umgestellt, so etwa HR und Sales.“

Mobility und Service

Die „Lobbies“ kann der Nutzer auf jedem PC und Mobilgerät verwenden. IFS Applications 9 unterstützt iOS und Android. Zu den Mobilgeräten sollen künftig auch Wearables wie etwa SmartWatches und SmartGlasses gehören. SmartWatches können dann mit „IFS Streams“ konfigurierbare und personalisierte Datenströme wie etwa Lieferaufträge, offene Leads und mehr empfangen. Das ist besonders für Außendienstmitarbeiter wichtig. Für Wartungsarbeiten bietet Sony Mobile eine „intelligente“ Brille an, die im Display abgelesene oder eingespielte Daten anzeigt.

IFS ist nach Angaben von Wilfried Gschneidinger, CEO für Europe Central, zwar stark auf industrielle Fertigungsunternehmen des gehobenen Mittelstands, wie zum Beispiel Automotive fokussiert, aber seit wenigen Jahren auch einer der führenden Anbieter von Mobile Workforce Management und Field Service Management. Diese mit der US-amerikanischen Firma Metrix eingekaufte Technologie wurde jetzt im Modul Enterprise Service Management (ESM) integriert. Damit ist IFS auch bei 80 Prozent der norwegischen Öl- und Gas-Hersteller vertreten.

Neue Systemarchitektur

Damit die Personalisierungen und Erweiterungen durch Drittlösungen leichter gewartet werden können, hat IFS seinem ERP-Paket eine neue Systemarchitektur verpasst. Der Aufbau in Schichten soll Erweiterungen und individuelle Anpassungen ebenso erleichtern wie auch den Kostenaufwand für das Ändern einer IFS-Applikation verringern. „85 Prozent weniger Änderungen sind künftig nötig“, versprach Entwicklungsleiter Thomas Säld auf der World Conference. „Upgrades werden einfacher.“ Weil die neue Version 40 Prozent weniger Code enthalte als die Vorgängerversion, solle es zu weniger Fehlern kommen und eine höhere Performance möglich sein.

Noch in diesem Jahr will IFS die Unterstützung von In-memory-Computing in seine Oracle-Datenbank integrieren, um so Visualisierungen, Analysen und Reports zu beschleunigen, genau wie SAP es mit HANA vorgemacht hat. „Da keine Indizes benötigt werden, sind schnellere Anwendungen für Analytics möglich, die über verschiedene Module hinweg analysieren“, erläutert Gartner-Analyst Hestermann. Außerdem ließen sich damit neue Funktionen für Predictive Analytics und Planung bauen. „Nun sind statt der bisherigen Batchjobs ganz neue Realtime-Apps möglich.“

Bei einer Migration auf die In-memory-Version sollen für den Kunden keine Lizenzkosten oder Datenbankänderungen anfallen. „Wir haben eine Oracle-Datenbank als Basis“, erteilt CTO Dan Matthews Auskunft. Die Bindung an Oracle ermögliche es auch, „IFS in a Box“ anzubieten, das heißt eine skalierbare, vorkonfigurierte IFS-Umgebung, die auf Oracle Exadata basiert. Einen gewissen Bruch dazu bildet die Business-Intelligence-Funktion, die vollständig auf Microsofts iTools basiert, wie Hestermann zu Bedenken gibt.

Zweigleisiger Cloud-Betrieb

IFS Applications läuft bereits als Einzelmandanten-Instanz in der IFS Cloud, die auf Microsoft Azure verfügbar ist. Sie bietet Infrastructure-as-a-Service (IaaS), also Infrastruktur, Middleware und Datenbank. Nun hat IFS auch die IFS Managed Cloud angekündigt, die ebenfalls auf Azure in Microsofts Rechenzentren läuft. „Wir bieten den Kunden IFS Applications dann nicht nur als IaaS-, sondern auch SaaS als Managed-Services-Lösung aus der Cloud“, erklärt CTO Matthews.

Dieses Angebot soll besonders für den Mittelstand attraktiv sein. Mathews gibt an, dass IFS die Verfügbarkeit und Sicherheit seiner Lösungen in Zusammenarbeit mit Microsoft in den weltweiten Azure-Rechenzentren erhöht habe. Die Nutzer profitierten demnach von den schnelleren Antwortzeiten regionaler Rechenzentren. Jeder Kunde könne individuell festlegen, welches Release (8 oder 9) er womit erweitern und aktualisieren wolle. „Die niederländische Firma Vyncke ist der erste europäische Nutzer der IFS-Cloud“, sagte Hans Jürgen Schöpf, Director Alliances & Business Development bei IFS.

IFS unterstützt auch die neue Microsoft Azure IoT Cloud. „Das ist eine durchgehende IoT-Plattform, wie sie auch von IBM und HP angeboten wird“, erläutert Hestermann. „Hier werden in zwei Modulen Streams und Events verarbeitet, die von Sensoren geliefert werden.“ Die IoT Cloud wird beispielsweise bereits von den Straßenbahnen Oslotrikken AS der norwegischen Hauptstadt Oslo genutzt, um die Effizienz und Betriebsbereitschaft ihres Fuhrparks zu steigern, denn die Bevölkerung Oslos nimmt rasch zu.

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