Data-Intelligence-Plattform Gregor Bieler bringt Aparavi nach Deutschland

Autor Michael Hase

Das Schweizer Startup Aparavi hat Gregor Bieler derart fasziniert, dass er als EMEA-Chef bei dem Anbieter einsteigt. Mit dessen „Data Mastery“-Plattform geht der IT-Profi nun in Deutschland an den Markt. Sie soll Unternehmen die Kontrolle über ihre Daten zurückgeben.

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Gregor Bieler, bis Mitte 2020 bei Microsoft Deutschland als General Manager für das Partnergeschäft verantwortlich, ist jetzt Gesellschafter beim Startup Aparavi und leitet dessen EMEA-Geschäft.
Gregor Bieler, bis Mitte 2020 bei Microsoft Deutschland als General Manager für das Partnergeschäft verantwortlich, ist jetzt Gesellschafter beim Startup Aparavi und leitet dessen EMEA-Geschäft.
(Bild: Aparavi)

Gregor Bieler meldet sich als Unternehmer zurück in der ITK-Branche. Seit er sich im Juli 2020 nach sechseinhalb Jahren bei Microsoft Deutschland verabschiedet hatte, war der IT-Veteran zwar nicht untätig. Nach der öffentlichkeitswirksamen Funktion als Channel-Verantwortlicher des Software- und Cloud-Riesen agierte er aber im Hintergrund: In der Private-Equity-Szene coachte Bieler mehrere Start-ups. Dabei faszinierte ihn ein Schweizer Unternehmen offenbar besonders, und bei dem ist er hängengeblieben. „Das Konzept von Aparavi hat mich überzeugt. Es ist zukunftsträchtig und löst echte Kundenprobleme.“

Aparavi stellt eine automatisierte Data-Intelligence-Plattform bereit. Sie unterstützt Unternehmen dabei, ihre unstrukturierten Daten zu indizieren, zu klassifizieren und auszuwerten. Zugleich überprüft die Technologie, ob die erfassten Files mit gesetzlichen Vorgaben (z. B. der DSGVO), Industriestandards und anderen Richtlinien übereinstimmen. Bieler ist als Mitgesellschafter bei dem Anbieter aus Zug eingestiegen und übernimmt neben Gründer und CEO Adrian Knapp jetzt operative Verantwortung an der Unternehmensspitze. Als CEO EMEA ist der Vertriebsprofi ab sofort für den Ausbau des Geschäfts in der Region zuständig. Die europäische Gesellschaft von Aparavi hat ihren Sitz in München. Zudem starten die Schweizer am heutigen Tag die Vermarktung ihrer Lösung in Deutschland.

Kein vollständiger Überblick

Die Aparavi-Plattform adressiert Bieler zufolge ein Problem, das bislang kein Anbieter wirklich lösen konnte. Demnach sind etwa 80 Prozent aller Daten in Unternehmen unstrukturiert. Sie liegen in unterschiedlichen Dateiformaten vor und sind über verschiedenste Speicherorte verteilt, etwa auf Servern, PCs, mobilen Endgeräten, IoT-Devices, in Storage-Arrays, Backup-Systemen oder Clouds. „Daten sind einfach überall, und kein IT- oder Business-Verantwortlicher hat eine vollständige Ahnung davon, welche Daten sich wo befinden“, fasst der EMEA-Chef zusammen. „Daher weiß auch niemand, welche Chancen und Risiken sich daraus ergeben. Aparavi löst dieses Problem.“

Der Anbieter bezeichnet seine Technologie als Data Mastery, weil sie Organisationen die Kontrolle über ihre Daten zurückgeben und damit nicht nur den IT-Betrieb effizienter machen, sondern auch ihren Geschäftserfolg steigern soll. „Nur derjenige, der weiß, welche Daten er hat, und der die ‚guten‘ von den ‚schlechten‘ unterscheiden kann, ist in der Lage, das ganze Potenzial seiner Daten auszuschöpfen.“ Vereinfacht erklärt, werden auf den Systemen der Unternehmen so genannte Kollektoren und Aggregatoren installiert, die die Daten indizieren und klassifizieren. Die Schnittstelle zum Anwender bildet ein Dashboard, das sich individuell konfigurieren lässt. Dieses „Data Mastery Cockpit“ wird bei Microsoft in der Frankfurter Azure-Cloud bereitgestellt. Auch einige Machine-Learning-Algorithmen, die Aparavi einsetzt, stammen von dem Hyperscaler.

Vermarktung über Partner

Die Plattform wird in einem SaaS-Modell angeboten. Kunden erwerben eine Subskription, für die monatliche Gebühren anfallen. Bei der Vermarktung arbeitet Aparavi eng mit Partnern zusammen, die an den wiederkehrenden Erlösen beteiligt werden. „Das dürfte bei mir nicht verwundern, dass ich Partner in den Mittelpunkt unserer Go-to-Market-Strategie stelle.“ Bereits beim Start in Deutschland werden demnach einige namhafte Häuser dabei sein. Auch künftig will der Anbieter versuchen, jedes Direktgeschäft zu vermeiden. „Wir stecken unsere Expertise lieber in das Enablement von Partnern, als dass wir die begrenzten Ressourcen unserer kleinen Organisation für die Betreuung von Großkunden einsetzen.“ Derzeit beschäftigt das Unternehmen etwa 50 Mitarbeiter.

Die Rolle des Channels beschränkt sich nicht auf den Vertrieb der Plattform. So sollen Partner dauerhaft die Kundenbeziehung halten und das gesamte Spektrum an Leistungen wie Beratung, Professional Services, Managed Services inklusive First und Second Level Support erbringen. Ein wichtiger Vorteil für Partner liegt nach Bielers Worten darin, dass sie Aparavi in ihre bestehende Kundenbasis verkaufen können, ohne Gefahr zu laufen, sich selbst zu kannibalisieren. „Wir positionieren uns gegen niemanden. Vielmehr macht unsere Plattform existierende Data-Management- oder Business-Intelligence-Lösungen besser und stärker.“ So biete das Konzept auch die Möglichkeit, bestehende Managed-Service-Verträge um die Leistungen der Plattform zu erweitern.

Unternehmerischer Antrieb

Mit dem Einstieg als Gesellschafter bei Aparavi schließt sich für Bieler in gewisser Weise ein Kreis. Nach seinem Abitur war er bereits als Unternehmer aktiv. Damals, vor 30 Jahren, hatte der gebürtige Münchner einen Software-Anbieter gegründet, um sein Jurastudium zu finanzieren. Aber auch in späteren Engagements als Manager habe er sich seinen Aufgaben in der Regel wie ein Entrepreneur gewidmet, berichtet er. „Unternehmerische Verantwortung zu übernehmen, Dinge zu verändern, Neues aktiv mitzugestalten, das treibt mich an.“ Bevor der IT-Experte zu Microsoft kam, arbeitete er als CEO beim Mobile-Payment-Anbieter Unwire, als Geschäftsführer bei Paypal Deutschland und in Führungspositionen beim Zubehörspezialisten Logitech, zuletzt als Vice President Sales & Marketing auf europäischer Ebene.

Bei Aparavi gibt es für ihn nun genügend Möglichkeiten, Neues zu gestalten. Bislang ist das 2016 gegründete Unternehmen, das die Analysten von Gartner immerhin schon 2018 als „Cool Vendor“ einstuften, nur Insidern ein Begriff. Nach dem Start in Deutschland will der EMEA-Chef sukzessive den Aufbau des Geschäfts in weiteren europäischen Ländern in Angriff nehmen. Auch eine Zusammenarbeit mit der Distribution zieht er für die Zukunft in Betracht, um den Partnerkanal stärker zu skalieren. Neben den geschäftlichen Zielen, die sich Bieler für den Data-Management-Anbieter gesetzt hat, treibt ihn nach eigenem Bekunden eine übergeordnete Mission um. „Was wir heute sehen, ist Transformation at full Speed“, führt der Unternehmer aus. „Ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, die Digitalisierung in Deutschland zu beschleunigen und unsere Wirtschaft fit zu machen für die Zukunft.“

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