Neuer Zentraleuropa-Chef von Sage im Interview Für Sage ist die Zukunft der Cloud analytisch

Von Dr. Dietmar Müller |

Seit November vergangenen Jahres bekleidet Christoph Stoica beim Mittelstandsspezialisten Sage den Posten des Geschäftsführers der Region Zentraleuropa. Im Gespräch mit CloudComputing-Insider berichtet er über seine Pläne für die kommenden Jahre.

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Die Cloud wird als Basistechnologie etwa für die Zusammenarbeit von Mitarbeitern, die verstärkt mobil und damit nicht stationär im Büro vor Ort arbeiten, immer mehr akzeptiert.
Die Cloud wird als Basistechnologie etwa für die Zusammenarbeit von Mitarbeitern, die verstärkt mobil und damit nicht stationär im Büro vor Ort arbeiten, immer mehr akzeptiert.
(Bild: Sage GmbH)

Im deutschen Mittelstand herrscht Sorge. Sage hat in seiner neuen Studie „Chancen und Herausforderungen für den Mittelstand“ weltweit untersucht, wie kleine und mittlere Unternehmen ihre Zukunftsaussichten für die kommenden zwölf Monate angesichts der anhaltenden Auswirkungen der Pandemie und der damit verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen einschätzen. Ende November 2021 wurden dafür mehr als 13.000 Unternehmen in elf Ländern befragt.

Ein zentrales Ergebnis: Entscheidungsträger deutscher KMU hatten zum Erhebungszeitpunkt wesentlich weniger Vertrauen in den gegenwärtigen Erfolg ihres Unternehmens als Mittelständler in anderen Ländern. Diese Prognosen haben sich mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs noch einmal verschärft. Deutsche Unternehmen schätzen ihre aktuelle Lage mittlerweile sehr schlecht ein, wie aktuelle Zahlen des ifo-Instituts zeigen: Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im März von 98,5 Punkten im Februar auf 90,8 Punkte abgestürzt.

Auf den ersten Blick könnte es sich hier nun um einen typischen Fall von „German Angst“ handeln. Deutsche Unternehmen tragen stets mehr Bedenken als etwa englischsprachige Länder, wie auch an den initialen Diskussionen zum Cloud Computing zu sehen war. Das glaubt der Mittelstandsexperte Christoph Stoica (45), seit November 2021 Geschäftsführer bei Sage für die Region Zentraleuropa, allerdings nicht.

Christoph Stoica (45), Geschäftsführer bei Sage für die Region Zentraleuropa. Davor war er unter anderem als Berater für Cloud-Software-Anbieter sowie als Führungskraft bei Micro Focus, NetIQ und Novell tätig.
Christoph Stoica (45), Geschäftsführer bei Sage für die Region Zentraleuropa. Davor war er unter anderem als Berater für Cloud-Software-Anbieter sowie als Führungskraft bei Micro Focus, NetIQ und Novell tätig.
(Bild: Sage GmbH)

Das makroökonomische Umfeld gebe ihm durchaus Grund zur Sorge: „Ich denke hier vor allem an die steigenden Energiekosten, die Inflation, die sich mit großer Wahrscheinlichkeit weiter zuspitzenden Lieferkettenprobleme sowie weltweite geopolitische Unsicherheiten. Im Weiteren sind es dann die angeschlagenen Absatzmärkte und nach wie vor die Auswirkungen der Pandemie, die immer noch nicht komplett überwunden ist, die uns berechtigten Anlass geben, pessimistisch in die Zukunft zu blicken. Insofern würde ich nicht von ‚German Angst‘ sprechen. Es gibt gegenwärtig echte Herausforderungen. Unternehmen sollten vorsichtig agieren.“

Panik sei jedoch nicht angebracht. Deutsche Firmen dürften sich nicht einschüchtern lassen. Es gebe auch Positives zu berichten. So habe sich die digitale Transformation in den vergangenen zwei Jahren massiv beschleunigt. „Firmen, die in der Pandemie umfassende Anpassungsmaßnahmen ergriffen haben, sind krisenfester und widerstandsfähiger und damit möglicherweise auch besser in der Lage, die künftigen Herausforderungen zu bewältigen“, so Stoica.

Data Analytics als zentraler Baustein der digitalen Transformation

Im Zuge der digitalen Transformation sieht er insbesondere den Bereich der Datenanalyse als zentral an. Stoica: „Firmen, die Data Analytics bereits unternehmensweit einsetzen, berichten von massiv gestiegenen Umsätzen. Viele weitere konnten ihre Kosten deutlich senken – der Mehrwert, den umfassende und gezielte Datenanalysen für Unternehmen bieten, scheint evident zu sein.“

Data Analytics sei für Sage als Enterprise Resource Planning (ERP)-Anbieter ein zentrales Thema, nicht zuletzt, weil Anwender zusehends vernetzter agieren und so immer mehr Daten generierten. Dieses Potenzial der Daten – Stichwort „Daten sind das neue Öl“ – gelte es zu nutzen. Dabei rückten zunehmend die Themen Künstliche Intelligenz (KI) und Maschinelles Lernen (ML) in den Fokus. „Wir bei Sage haben das Thema Data Analytics sehr genau im Blick. Technologien wie diese werden sicherlich auch für IT-Systeme der Zukunft eine große Bedeutung haben. Nicht zuletzt in den Bereichen Personal- und Performance-Management kommen aber aktuell noch viel zu wenig Erkenntnisse aus Daten zum Zuge“, so Stoica.

Dass daher ein neuer Umgang mit Daten nötig ist, steht für Stoica außer Zweifel – zumal ihr quantitatives Wachstum mit exponentiell noch vorsichtig umschrieben ist. „Die zunehmende Vernetzung von Unternehmen, insbesondere entlang der Lieferkette oder wenn es um Technologien wie das Internet der Dinge geht, erzeugt gewaltige Mengen an Daten. Bei der gewinnbringenden Auswertung für den ERP-Bereich stehen wir erst am Anfang. Ich setze meine Hoffnung in diesem Zusammenhang auf KI und ML. Technologien wie diese werden uns bei der Auswertung von Daten sicherlich neue Erkenntnisse bringen und insbesondere auch eine wichtige Hilfe sein, mit der schieren Menge an Daten gewinnbringend umzugehen.“

Der Cloud-Zug hält im Mittelstand

Vor diesem Hintergrund stimme die Richtung, in die sich der deutsche Mittelstand bewege. In der Zeit der Pandemie seien viele digitale Lösungen eingeführt worden, man denke nur an Collaboration-Plattformen, um die Mitarbeiter im Homeoffice zu integrieren. „Die digitale Transformation von Unternehmen wird weitergehen“, so der Zentraleuropa-Chef. „In den vergangenen zwei Jahren wurden viele positive Erfahrungen gesammelt, darauf aufbauend werden die Unternehmen weiter ihre Transformation vorantreiben.“

Ganz besonders zeige sich dies in der Bereitschaft, weitere Cloud-Lösungen zu nutzen. Ja, die Cloud würde als Basistechnologie etwa für die Zusammenarbeit von Mitarbeitern, die verstärkt mobil und damit nicht stationär im Büro vor Ort arbeiten, immer mehr akzeptiert. Stoica: „Wir erwarten eine zunehmende Offenheit für Cloud-Technologien. Die Prognosen der Analysten sagen uns ja, dass bis in zwei Jahren Cloud-basierte Verfahren in Sachen ERP und Personalmanagement die Nase vorn haben werden. Darüber darf man aber natürlich nicht diejenigen Anwender vergessen, die ihre Lösungen weiter on-Premises betreiben wollen.“ Davon gibt es gerade in Deutschland viele, so Stoica.

Das Personalmanagement ist in der Cloud angekommen

Sage weist seit ein paar Jahren eine klare strategische Ausrichtung auf Cloud-basierte Lösungen und SaaS auf. Stoica will sich weiter auf den Ausbau des Cloud-Geschäfts fokussieren. Anwender sollen damit den maximalen Nutzen aus ihren Finanz-, Buchhaltungs-, Human Ressources (HR)- und Payroll-Lösungen ziehen können: „Im Bereich HR sehe ich uns bereits am Ziel, was die Ausrichtung auf die Cloud betrifft“, so der Geschäftsführer, und verweist damit auf Sage HR, eine Cloud-native HR-Plattform, die das Unternehmen Anfang April auf den Markt gebracht hat. Das System umfasst die Module Sage HR Basis, Urlaubs- und Abwesenheitsmanagement, Performance-Management, Personaleinsatz- und Schichtplanung, Zeiterfassung, Ausgaben- und Kostenerfassung sowie Recruiting. „Mit Sage HR komplettieren wir unser Angebot an Cloud-nativen HR-Lösungen für kleine und mittelständische Unternehmen“, so Stoica.

Sage HR

Mit der cloud-basierten HR-Plattform Sage HR steht KMU ein skalierbares, modulares HR-Ökosystem in der Cloud zur Verfügung, das mit dem Unternehmen mitwachsen kann und mit dem Anwender auf alle relevanten Applikationen unabhängig von Zeit und Ort zugreifen können – auch über mobile Endgeräte.

Das System umfasst die Module Sage HR Basis, Urlaubs- und Abwesenheitsmanagement, Performance-Management, Personaleinsatz- und Schichtplanung, Zeiterfassung, Ausgaben- und Kostenerfassung sowie Recruiting.

Als vollständig integrierte End-to-End-Lösung automatisiert Sage HR einen Großteil der Prozesse der Personalarbeit und ermöglicht es Unternehmen, sich auf eine neue Art und Weise mit ihren Mitarbeitern zu verbinden – auch, wenn diese nicht im Büro vor Ort sind, sondern remote an verschiedenen Orten lokal verteilt arbeiten.

Das Kernmodul „Sage HR Basis“ stellt hierfür alle nötigen Funktionen zur Verfügung. Eine wichtige technologische Voraussetzung dafür ist, dass sämtliche Mitarbeiterinformationen in einer zentralen HR-Datenbank erfasst werden, zu denen alle Beschäftigten entsprechend ihrer Zugriffsrechte über das Self-Service-Portal unabhängig von Zeit und Ort Zugang haben. Für den orts- und zeitunabhängigen Zugriff auf das System steht zudem eine Mobile App zur Verfügung.

Laut Anbieter erfüllt Sage HR für alle Personalprozesse nicht nur sämtliche Sicherheitsstandards wie etwa ISO 27001 oder die Übereinstimmung mit allen Vorgaben der DSGVO. Das System wird zudem laufend herstellerseitig im Rechenzentrum aktualisiert. Dieses ist samt aller damit verarbeiteten Kundeninformationen in der zertifizierten Infrastruktur von Amazon Web Services im Geltungsbereich der EU integriert.

Neue User können eine 30-Tage-Testphase in Anspruch nehmen, um sich mit dem System vertraut zu machen.

Internationales ERP-System im Fokus

Auch in Sachen ERP arbeitet das Unternehmen mit Hochdruck an einer neuen Cloud-nativen Lösung. Bei Lösungen wie etwa der Sage 50 Connected oder der Sage 100 Connected handelt es sich um herkömmliche On-Premises-Systeme mit der Möglichkeit, Cloud-basierte Zusatz- und Branchenlösungen zu integrieren. Darüber hinaus können Anwender die Sage 100 in einer gehosteten Variante nutzen. Im Herbst 2021 folgte die Veröffentlichung von Sage ERP, einer Cloud-nativen ERP-Plattform, auf der kleine und mittlere Betriebe ihre Unternehmens-IT nahtlos skalieren können. „Ende 2022, Anfang 2023 rechnen wir damit, eine komplett neue Cloud-native ERP-Lösung für KMU auf den Markt zu bringen“, stellt Stoica in Aussicht.

Beim Design der neuen Lösung soll das Thema Internationalisierung eine wichtige Rolle spielen. Sage ist ein britisches Unternehmen, „hat aber eine große Tradition in Deutschland“, befindet Stoica. „Wir haben in vielen Jahren ein tiefes Verständnis für den Mittelstand und seine spezifischen Anforderungen hierzulande entwickelt, etwa dass viele Betriebe einen starken Fokus im produzierenden und verarbeitenden Bereich haben. Das sind Branchen, die weitreichend und streng reguliert sind. Dieses Lokalkolorit gilt es bei unserem Produktportfolio unbedingt zu berücksichtigen. Gleichzeitig ist Sage aber natürlich international aufgestellt. Damit verbunden ist eine enorme Innovationskraft, weil in einem internationalen Unternehmensverbund Ressourcen umfangreicher genutzt und Innovationen schneller angestoßen werden können.“

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