Betriebsmodell Multi Cloud End-to-End Multi-Cloud-Management mit SD-WAN

Autor / Redakteur: Mike Bushong* / Elke Witmer-Goßner

Für die meisten Unternehmen beginnt die Reise zu Cloud und Multi-Cloud mit Anwendungen. In der Regel bedeutet das, dass architektonische Entscheidungen im Rechenzentrum beginnen. Ging es bei der Multicloud in erster Linie darum, wo Anwendungen bereitgestellt bzw. konsumiert werden, könnte die Reise an der gleichen Stelle enden. Bei der Multi-Cloud geht es jedoch um mehr als nur die Verlagerung von Anwendungen.

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Juniper-Vertreter Mike Bushong: „SD-WAN ist eine operative Transformation, die Multicloud ähnelt, aber von den Rändern ausgeht“.
Juniper-Vertreter Mike Bushong: „SD-WAN ist eine operative Transformation, die Multicloud ähnelt, aber von den Rändern ausgeht“.
(Bild: © bluebay2014 - stock.adobe.com)

Im Kern ist die Multi-Cloud ein Betriebsmodell und der Betrieb ein End-to-End-Angebot. Multi-Cloud nur als Mittel zu sehen, um Kosten zu reduzieren, ist zu kurz gedacht. Auch wenn einige Unternehmen ihre Ausgaben vom Wechsel zur Cloud und Multi-Cloud senken können, zahlt sich vor allem die erhöhte operative Flexibilität für sie aus, wenn sie sich für einen oder mehrere Cloud-Service-Provider entscheiden. Doch wo genau liegen die Vorteile?

Wofür zahlt ein Unternehmen wirklich, wenn es einen Cloud-Service-Provider nutzt? Sind es die Server, der Speicher oder das Netzwerk? Oder ist es eher, dass alles in der Cloud betrieben wird und nicht vom Unternehmen gewartet werden muss? Liegt der Wert im Betrieb der Anwendungen, lohnt es sich außerdem, eine weitere Frage zu stellen: Endet der Betrieb an den Grenzen der jeweiligen Cloud?

Dies lässt sich leicht beantworten – und zwar mit einem klaren Nein. Alles, was die Anwendererfahrung hinsichtlich der Infrastruktur beeinflusst, sollte innerhalb der operativen Grenzen liegen. Dazu gehört das Hosting der Applikationen ebenso wie der Zugriff der Nutzer auf die Infrastruktur. Die Schlussfolgerung: Auch wenn Unternehmen zunächst isoliert über die Cloud nachdenken, ist das natürliche Ergebnis, dass auch andere Teile der Infrastruktur ins Spiel kommen.

Bis zur Cloud und wieder zurück

Jeder Traffic, der für die Cloud bestimmt ist, muss schließlich auch wieder seinen Weg zurückfinden. Das bedeutet, dass die operativen Grenzen, über die ein Unternehmen die Kontrolle haben muss, von der Cloud bis hin zu den Cloud-On-Ramps und der Cloud im Campus oder in der Filiale reichen.

Hinzu kommt ein weiterer Technologietrend, der sich in diesem Teil der Infrastruktur etabliert hat: das Software-defined WAN (SD-WAN). Dieser Trend bringt die Prinzipien des „Software-defined Everything“ zu diesen Cloud-On-Ramps. Mit einer cloud-basierten Verwaltung und einer applikations-orientierten Steuerung geht es bei SD-WAN darum, eine sichere und effiziente Verbindung zwischen Remote-Standorten und der Cloud bereitzustellen – und zwar sowohl in public als auch private Clouds. Ähnlich wie bei Multicloud ist SD-WAN eine operative Transformation. Diese geht allerdings von der Edge aus. Aufgrund ihrer operativen Ausrichtung und Überschneidungen an den Edges scheint es naheliegend, dass sich Multi-Cloud und SD-WAN auf einem Kollisionskurs befinden.

Wie Multi-Cloud das SD-WAN gestaltet

Überschneiden sich diese beiden tektonischen Verschiebungen, sollten Unternehmen über beide gemeinsam nachdenken. Für Unternehmen, die mit SD-WAN beginnen, bringt die Multi-Cloud zusätzliche Überlegungen mit sich. Bei SD-WAN muss die Kontrolle auf beiden Seiten des WANs erfolgen. Unternehmen müssen auch über ihre möglichen Cloud-Destinationen nachdenken. So lässt sich sicherstellen, dass die Lösungen bis zu den gewünschten Cloud-Eigenschaften reichen.

Auf den ersten Blick mag dies offensichtlich erscheinen. Die wichtigsten Cloud-Services wie AWS, Azure, Google Cloud und Oracle Cloud werden wahrscheinlich von jeder Lösung unterstützt – oder es gibt einen Weg, der diesen Support ermöglicht. Organisationen, in denen die Edge Cloud (die für verteilte Anwendungen und IoT wichtig ist) eine Rolle spielen könnte, wäre es eine Möglichkeit, den Cloud-Support direkt in die SD-WAN-Lösung aufzunehmen. Damit werden künftige Hindernisse vermieden. Erweitert sich der Richtlinien- und Kontrollmechanismus auf eine andere Klasse von Edge-Geräten? Was passiert, wenn diese Geräte von einem anderen Anbieter stammen?

Unternehmen sollten sich auch überlegen, wie weit ihre SD-WAN-Ambitionen gehen. Ist das Ziel einer Organisation, Software-defined Kontrolle und einen KI-gesteuerten Betrieb nur an der Edge bereitzustellen, bleibt die Planung relativ einfach. Dies ist aber nur in Ausnahmen der Fall. Wenn die Prinzipien über Edge hinaus gehen und auch den Campus und die Zweigstellen-Infrastruktur betreffen, bedeutet dies, dass es einen Weg vom Punkt-Management zum End-to-End-Orchestration gibt. Dieser Plan berücksichtigt die kabelgebundene wie drahtlose Infrastruktur on-premise und in der Cloud.

Auch wenn dies im Zeitalter einer immer schnelleren technologischen und digitalen Transformation unmöglich und unnötig erscheint, sollten sich Unternehmen überlegen, wie nachhaltig operative Veränderungen sind. Die Art des Betriebs, nicht die Geräte bestimmen, wie sich eine Organisation entwickelt. Für die meisten Organisationen ist nur ein sinnvoller operativer Wandel pro Jahrzehnt möglich. Eine solche Transformation zu beginnen, ohne die nächsten Schritte zu bedenken, kann schnell in eine Sackgasse führen.

Wie SD-WAN die Multi-Cloud gestaltet

Die gleichen Überlegungen lassen sich aber auch umgekehrt anwenden. Für Unternehmen, die Cloud- und Multi-Cloud-Architekturen verfolgen, lohnt es sich zu überlegen, was die SD-WAN-Zukunft bringen könnte. Orchestrierungsplattformen, die Richtlinien und die Kontrolle nicht über die Cloud hinaus auf den Rest des Unternehmens auszudehnen können, werden wahrscheinlich kürzer von der Unternehmens-IT eingesetzt als umfangreichere Systeme. Organisationen müssen darüber nachdenken, wie sie ihre Infrastruktur warten – und zwar von virtuellen Maschinen (VMs) und Containern über on-premise Filial-Gateways bis hin zu VPC-Gateways in der Cloud.

Aus Security-Sicht denken Unternehmen bereits über mehrschichtige Ansätze nach, um einen umfassenden Schutz zu gewährleisten. Mikrosegmentierung ist ein nützliches Werkzeug als Teil einer umfangreichen Sicherheitslandschaft. Doch was geschieht, wenn die Segmentierung über die Cloud hinausgehen muss? Wo sollten die Enforcement-Punkte sein und wie wird dies in einer Multi-Vendoren-Umgebung funktionieren?

Vielfältige Infrastruktur, einheitlicher Betrieb

Mike Bushong, Vice President of Enterprise and Cloud Marketing, Juniper Networks.
Mike Bushong, Vice President of Enterprise and Cloud Marketing, Juniper Networks.
(Bild: Michael Hawk © 2017 / Juniper)

Letztendlich geht es sowohl bei Multi-Cloud als auch bei SD-WAN darum, den Betrieb über eine vielfältige Infrastruktur zu vereinheitlichen. Ob es sich nun um die Wartung von Anwendungen im Rechenzentrum oder in der Public Cloud handelt, um die Verbindung von Anwendern über Breitband oder einen privaten Backbone: Der Schlüssel zur operativen Transformation liegt in der Bereitstellung gemeinsamer Betriebsmodelle angesichts unterschiedlicher zugrunde liegender Ressourcen.

Unternehmen täten gut daran, diese scheinbar unabhängigen Trends – SD-WAN und Multi-Cloud – als Teil einer umfangreicheren Unternehmensentwicklung zu betrachten. Der Grund dafür: Den operativen Bereich zu erweitern, verändert auch die Leistungsfähigkeit der verschiedenen Lösungen. Der Schlüssel, um die Veränderungen in der heutigen Technologie-Umgebung zu navigieren, liegt darin, den nächsten Schritt zu gehen und den übernächsten direkt zu planen.

* Der Autor Mike Bushong ist Vice President of Enterprise and Cloud Marketing für Juniper Networks.

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