Was nach Big Data, Cloud Computing und Industrie 4.0 kommt Der Trend hinter den Trends: Data Transformation
Bereits zum elften Mal in Folge stellt sich das ICT Presseforum in München die Frage, was aus den Trends Cloud, Social und Mobile des vergangenen Jahres wurde und mit welchen neuen Entwicklungen zu rechnen ist.
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Was waren die Tops und Flops der IT-Technik und was kommt als nächstes? Mit Blick auf die CeBIT 2014 diskutierten als Teilnehmer am Analysten-Panel des ICT Presseforums Luis Praxmarer, Mitbegründer und Global Research Director, Experton Group, Hartmut Lüerßen, Partner der Lünendonk GmbH, und Dr. Peter Lempp, Chief Operating Officer Application Services Germany, Capgemini, über die Buzzwords der Branche und wagten einen Blick auf die kommende Entwicklung.
Für Luis Praxmarer von der Experton Group werden die Megatrends aus 2013 auch in Zukunft Thema bleiben, Cloud Computing sogar das nächste Jahrzehnt bestimmen – allerdings noch facettenreicher, bedingt durch technische Weiterentwicklungen wie die Machine-to-Machine-Kommunikation, das wiederum als Katalysator für das Cloud Computing wirkt. Ebenso wie das Internet of Things, dessen wachsende Bedeutung auch die erst vor kurzem angekündigte Übernahme des Spezialisten für smarte Haustechnologie Nest Labs durch Google beweist. So, glaubt Praxmarer, werden sich die unterschiedlichen Technologien weiter befruchten.
Der neue Trend
Für das Cloud Computing kann dies den endgültigen Durchbruch bedeuten, weil andere Technologien endlich für die Cloud gerüstet sein werden. Durch digitale Lösungen wie Smart Tools bzw. Smart Machines können sich IT-Unternehmen vom Wettbewerb absetzen und es ihren Kunden ermöglichen, ganz neue Geschäftsmodelle aufzubauen. Indem die Business-Modelle neu gestaltet werden müssen, müssen IT-Anbieter die reine Produktebene verlassen und ihre Produkte durch Services bereichern. „Die IT wird so selbst zum Produkt“, sagt Praxmarer. Dieser Meinung ist auch Dr. Peter Lempp von Capgemini. Für ihn ist das Thema Cloud Computing ebenfalls noch lange nicht vom Tisch. Im Gegenteil: Jetzt wird es darum gehen, wo und wie sich neue Einsatzfelder ergeben können.
Allerdings zeigt sich für Dr. Lempp mit Digital Transformation eine neue Herausforderung, um die Qualität der IT mit Agilität zu paaren. Damit, so Lempp, werde der Spagat für die CIOs immer größer. Viele Unternehmen der IT-Branche führen das Schlagwort schon länger im Mund: Der Begriff Digital Transformation umschreibt die zwingende Modernisierung von Anwendungen, die die IT-Abteilungen mindestens noch die nächsten drei bis vier Jahre beschäftigen wird (siehe hierzu auch das Whitepaper Die Transformation und Modernisierung von Anwendungen von Hewlett-Packard).
Kein Weg zurück
Für Lünendonk-Analyst Hartmut Lüerßen bedeutet Digitale Transformation eine neue Sichtweise auf die Notwendigkeit veränderter Geschäftsmodelle. Erst jetzt erkennen Unternehmen den Wert der Informationen, der beispielsweise in Lieferketten steckt: Große, installierte Infrastruktur muss sich weiterentwickeln. Angesichts neuer Anwendungsszenarien, wie zum Beispiel das mobile Arbeiten, ist der Veränderungsdruck ungleich höher geworden.
Auch Dr. Lempp sieht die Tendenz zu neuen Geschäftsmodellen. Die IT muss aber endlich erkennen, dass sie einen wichtigen Teil zum Unternehmenserfolg beiträgt. Besonders agile Unternehmen haben dies bereits erkannt, andere müssen es noch lernen. Der Trend, Business und IT zusammenzubringen, besteht laut Dr. Lempp schon seit einigen Jahren. Am besten umgesetzt haben dies die Maschinenbauer, insbesondere in der Automobilbranche. „Das sind die Champions!“
Die Verzahnung von Business und IT steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen, bedauert Lüerßen: „Die IT ist noch immer eher nach innen gerichtet und soll in erster Linie die Anforderungen von Marketing und Vertrieb umsetzen.“ Es zeigt sich aber auch, dass inzwischen viele technische Hürden überwunden sind und eine gemeinsame Sprachebene gefunden wurde. Der Druck kommt eher von Seite der Konsumenten, erklärt Lüerßen. Der Kunde ist durch hohe Qualität, ein großes Angebot sowie schnelle Lieferung und zügige Rücknahmeabwicklung verwöhnt. Geschwindigkeit mit hoher Qualität zu verbinden, ist daher heute Aufgabe der IT. Damit ist auch die Technik stärker in den Vordergrund gerückt. Doch die Erwartungen steigen immer weiter: „Hohe Qualität ist Standard und es wird erwartet, dass es noch immer besser zu machen ist.“ Daher müssen schnelle Innovationszyklen mit den hohen Qualitätsanforderungen Schritt halten und eben altes schnell modernisiert werden, fordert der Lünendonk-Analyst.
Fachbereiche überrollen die IT
Ähnlich sieht es Praxmarer: Noch ist die IT wenig kundenzentrisch aufgebaut. Die meisten Unternehmen haben eine produktzentrische Architektur. Das heißt, die Grundarchitektur ist schon dahingehend falsch aufgestellt, dass sich die IT nur serviceorientiert im Hintergrund sehen muss. Hier fehlt der Kundenaspekt noch komplett. Dabei erwarten Verbraucher heute die zunehmende Verzahnung von Anwendungen, wie beispielsweise die Verknüpfung einer im Smartphone gespeicherten Kontaktadresse mit dem Navigationsgerät im Auto.
Und auch Dr. Lempp von Capgemini kann diese Beobachtung nur bestätigen. Zwar hätten die meisten Unternehmen eine stabile IT mit CRM-System, um kundenbasierte Daten und marktbasierte Daten zusammen zu bringen. An der Flexibilität, wie sie die Geschäftsprozesse aber fordern, fehlt es noch. Geschäftsbereiche sind meist die Treiber, die die IT quasi überholen. Von hier kommen die Impulse. Gute IT-Abteilungen verzahnen sich eng mit den Fachbereichen und machen die Geschäftsprozesse flexibler. „Bewegliche IT wird immer mehr auch als Wettbewerbsfaktor wahrgenommen.“
An diesem Punkt widerspricht Praxmarer jedoch: „Verstehen allein hilft oft nicht. Der Druck auf die IT wächst hin zu mehr Innovation“. Nicht Agilität oder Stabilität sei gefordert. Nur aktive Integration führe zu mehr Innovation. Daher müssten auch radikale Veränderungen im Geschäftsmodell von der IT akzeptiert werden. Die IT-Abteilungen dürfen sich nicht nur auf den Betrieb beschränken. Sie müssen lernen, die Fachbereiche zu verstehen und Verständnis aufbringen. Diese Skills aufzubauen und die Organisation zu wandeln, ist künftig die größte Herausforderung für den CTO. Anders gesagt: „Der größte Feind der Cloud ist heute noch die IT-Abteilung.“
Die Initiative „Industrie 4.0“ der Bundesregierung, die das Ziel global vernetzter Produktionseinheiten beinhaltet, werten die Analysten zwar als Hype. Dr. Lempp sieht hier zwar viele Insellösungen und ebenso die Bestrebungen, diese zusammen zu führen. „Die Hersteller selbst werden dieses Thema aber bald selbst erledigt haben.“ An einer Automatisierung der industriellen Fertigungsprozesse geht aber definitiv kein Weg vorbei, sind sich alle Analysten einig. Um weiter wettbewerbsfähig zu bleiben, suchen besonders innovative Unternehmen Kosteneffizienz über die Cloud oder andere Outsourcing-Projekte zu erreichen, weiß Dr. Lempp. Und auch für Lünendonk-Experte Lüerßen „befeuert die Cloud den Wettbewerb“. Künftig werden Dienstleister die Prozessgestaltung übernehmen, glaubt er. Der Druck kommt aber auch aus dem Konsumenten-Bereich, so Praxmarer: „Die IT muss Mehrwerte liefern, um beispielsweise Apps und Cloud-Anwendungen zu integrieren, die der Anwender fordert.“
Echtzeit im Geschäftsleben
Damit angesichts einer kompletten Verzahnung IT-Sicherheit und Datenschutz keine Risse bekommen, sehen die Analysten verschiedene Wege. Dass Security und Datenschutz ein grundsätzlich „heißes Eisen“ im Zusammenhang mit Cloud Computing sind, wissen alle. Praxmarer sieht hier ein „Lieblingsthema der Deutschen“ mit noch immer hoher Brisanz. Für ihn fordert externe Datenhaltung strikte Lokalität auf Seiten der IT, während Fachabteilungen große Verantwortung zeigen müssen. Lüerßen bevorzugt Containerlösungen und strategische Auseinandersetzungen, um die Risiken kontrollierbar zu machen und klein zu halten. Rational-analytische Entscheidungen darüber, welche Daten wohin dürfen, sind notwendig. Ebenso die kontinuierliche Nachrüstung von Sicherheitstechnik: „Technologisch ist fast alles vorhanden. Der Druck ist seit letztem Jahr allerdings deutlich höher geworden.“
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