Frank Thelen investiert in neuartige Entwicklungsplattform Build.One revolutioniert das Business Application Development

Für jede Software kommt einmal die Zeit, da sie neuen Anforderungen der Nutzer oder technischen Veränderungen nicht mehr gerecht wird. Cloud-basierte Bereitstellung hilft nur bedingt. Denn irgendwann ist es soweit: Nach dem zigsten Update geht es nicht mehr weiter.

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Mit der Cloud-Plattform Build.One lassen sich komplexe Business-Applikationen schneller und mit einem Bruchteil der Kosten entwickeln.
Mit der Cloud-Plattform Build.One lassen sich komplexe Business-Applikationen schneller und mit einem Bruchteil der Kosten entwickeln.
(Bild: stra74 - stock.adobe.com)

Etwas Neues muss also her, weil sich die Hardware verändert hat oder – fast noch folgenreicher – die Ansprüche der Kunden an die verwendete Software hinsichtlich Funktionalitäten, Oberflächen oder Bedienbarkeit gewachsen sind. Meist wird dann komplett neu entwickelt.

Mike Liewehr wollte das nicht mehr. Stattdessen, so seine Überlegung, müsste es doch möglich sein, sehr komplexe Business Applikationen wie eigenständige ERP- und CRM-Systeme und viele weitere Anwendungen in deutlich kürzerer Zeit und zu erheblich geringeren Kosten erstellen zu können als mit klassischer Software-Entwicklung. Um dem ewigen „Entwicklung-Legacy-Neuentwicklung“-Zyklus zu entkommen, machte sich Liewehr auf die Suche nach einer Technologie, die dieses Problem umgeht.

Da er am Markt nicht fündig wurde, musste er sie eben selbst erfinden – zur Neuentwicklung des eigenen Systems und bald auch zunehmend für andere Anwendungen seiner Kunden. In Folge entstand aus dem neuen Programmieransatz ein eigenes Produkt: Die Entwicklungsplattform Build.One.

Mit diesem neuen System und seiner Suche nach Geldgebern ist er bei Frank Thelen auf offene Ohren gestoßen. Der aus der Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“ als Juror prominent gewordene Start-up-Investor hat sofort verstanden, um was es geht und welches Potenzial Liewehrs Erfindung hat.

Warum sich die Softwareentwicklung grundlegend verändern wird und warum der Build.One-Ansatz „revolutionär“ ist, erklären Build.One-Gründer Mike Liewehr und Freigeist-Investor Frank Thelen im Interview mit CloudComputing-Insider.

CloudComputing-Insider: Wie ist die Idee entstanden, Business Application Development neu zu erfinden?

Mike Liewehr: Ich habe mich schon sehr früh mit einem ERP-Unternehmen selbstständig gemacht. Für eine neue grafische Oberfläche hätten wir das System komplett neu entwickeln müssen, was wir vermeiden wollten. Stattdessen haben wir eine neue Technologie und auf deren Basis ein neues CRM-System entwickelt. Als immer mehr Kunden wissen wollten, wie wir diese Anwendung gebaut und wie wir das im Web-Browser hinbekommen haben, haben wir angefangen, die Blueprint-Technologie getrennt vom Produkt zu vermarkten. Um uns ausschließlich auf die Plattform konzentrieren zu können, haben wir nach einem Investor gesucht. Wir hatten dann auch das große Glück, dass wir bei Freigeist auf offene Ohren und großes Interesse gestoßen sind.

Frank Thelen, CEO Freigeist Capital (li.), und Mike Liewehr, Founder & Chief Executive Officer von Build.One (re.).
Frank Thelen, CEO Freigeist Capital (li.), und Mike Liewehr, Founder & Chief Executive Officer von Build.One (re.).
(Bild: Freigeist)

Frank Thelen: Wir unterstützen Gründer aus Europa, die große Probleme lösen. Das hört sich jetzt erst einmal sehr abgefahren an. Als ich noch selbst als Unternehmer unterwegs war, musste ich erfahren, welche Probleme Unternehmen mit ihrer Business-Software haben können. Und es gibt nie genug Software-Entwickler, diese zu lösen, und Software wird immer mehr zum Legacy-Code. Warum also nicht Software-Entwicklung so machen, dass die altbekannten Probleme gar nicht mehr auftreten können? Build.One hat in unseren Augen das Potenzial, aus Europa heraus zu definieren, wie Business-Applikationen zukünftig gebaut werden.

CloudComputing-Insider: Werden daraus dann bessere Business-Anwendungen als die bisher angebotenen?

Thelen: Auch wenn Mikes Herz jetzt blutet: Wir werden mit Build.One nicht die schönsten Applikationen der Welt auf den Markt werfen. Aber mit Build.One ist es möglich, hochwertige Business-Applikation in einem Zehntel oder wahrscheinlich noch weniger der Zeit umzusetzen und das ohne Legacy. Prozesse lassen sich damit zukunftssicher digitalisieren, und zwar so, dass die Teams diese auch individuell weiterentwickeln können.

CloudComputing-Insider: Eine mit Build.One gebaute, komplexe Software bleibt somit eigentlich immer „jung“ und altert nicht?

Thelen: Genau. Wir definieren Blueprints, also quasi „Bauanleitungen“, die eine Applikation beschreiben. Unser CTO Alex Koch war wirklich überrascht, wie klug die Softwarearchitektur ist. Ansonsten würden wir auch nicht unsere Zeit investieren. Von Freigeist unterstützte Firmen bauen Gigabit-Netzwerke im Weltall, Flugtaxis oder auf Nanotechnologie basierende Energiespeicher, um das weltweite Energieproblem zu lösen. Dass wir bei Build.One dennoch hellhörig geworden sind, dokumentiert, wie revolutionär das ist, was das Team hier gebaut hat.

CloudComputing-Insider: Wer ist auf wen zugekommen? Build.One wäre ja sicher nicht in der „Höhle der Löwen“ richtig aufgehoben gewesen?

Liewehr: Das wäre sicherlich die einzige Folge gewesen, die acht Stunden gedauert hätte. Nein. Ein Startup-Berater, der für uns nach einem Investor suchen sollte, hat u.a. auch Freigeist angesprochen und einen Termin mit deren CTO Alex Koch vereinbart. Alex war dann auch einer der wenigen, der das Konzept sofort verstanden und das Potenzial erkannt hat.

Thelen: Inzwischen haben wir die Brand komplett neu gelauncht. Auch die UI bauen wir gerade neu. Denn vor allem ERP-Software hat hier ein großes Problem: Sie hat teilweise grausame Oberflächen. Es gibt leider wenig moderne Software im Business-Bereich. Bei Build.One werden wir der neuartigen und sauberen Architektur noch die entsprechende UX mitgeben, damit man mit Freude damit arbeitet. Und dann kann es auch relativ schnell ein Milliardenunternehmen werden. Davon gehen wir aus.

Das Freigeist-Team um Frank Thelen (sitzend re.) unterstützt Start-ups wie Build.One (CEO Mike Liewehr, sitzend 2. v. re.) mit seiner Expertise und seinem breit aufgestellten Netzwerk von der Produktentwicklung über die Kommerzialisierung bis hin zu Finanzierung und Organisationsaufbau.
Das Freigeist-Team um Frank Thelen (sitzend re.) unterstützt Start-ups wie Build.One (CEO Mike Liewehr, sitzend 2. v. re.) mit seiner Expertise und seinem breit aufgestellten Netzwerk von der Produktentwicklung über die Kommerzialisierung bis hin zu Finanzierung und Organisationsaufbau.
(Bild: Freigeist)

CloudComputing-Insider: Was genau ist so revolutionär an der Build.One-Plattform?

Thelen: Unternehmenssoftware braucht für die Dokumentenbearbeitung und -verwaltung auf der einen Seite ein Interface, auf der anderen Seite einen Speicherort. Softwareentwickler bringen beides zusammen. Sie nutzen hierfür Tools, schreiben Code und Logiken, setzen Datenbanken auf und verbinden diese dann mit ihrem Code gepaart mit HTML + CSS für das User-Interface. Mike hat hierfür einen Baukasten entwickelt, der das alles übernimmt. Im Prinzip legt der Nutzer nur fest, was er haben möchte. Der Entwickler definiert die visuellen Datenfelder, während die Datenbank im Hintergrund automatisch erstellt und gespeichert wird. Das UI wird speziell für den Kunden gebaut und kann immer wieder modernisiert werden. Das erfolgt alles automatisch. Definiert werden also nur die Felder und Logiken, die benötigt werden. Die Darstellung, Datenspeicherung und Verknüpfung übernimmt die Build.One-Plattform.

CloudComputing-Insider: Ähnliches gibt es bereits als Low-Code/No-Code-Entwicklung in der Industrie. Was aber ist hier anders?

Thelen: Spätestens bei tiefergehenden Business-Logiken oder bei der Anbindung externer Datenquellen sind diese Applikationen am Ende. Die Entwicklungsplattformen stoßen an ihre Grenzen. Build.One hat einen revolutionären Ansatz. Es baut, wie andere Lösungen auch, schnell Oberflächen oder vollautomatische Datenbanken. Aber diese können dann auch in beliebiger Tiefe erweitert werden. Ich finde es sehr beeindruckend, dass die Business-Lösung einer der größten Versicherungen, die mit ständigen Veränderungen bei Kunden, Fällen und Abrechnungen umgehen muss, komplett mit unserer Lösung gebaut wurde.

CloudComputing-Insider: Was genau macht Build.One jetzt so anders?

Liewehr: Programmieren dauert, auch aus Mangel an Personal, sehr lange. Diese Zeit haben Unternehmen nicht, Stichwort „Time-to-Market“. Mit Low-Code/No-Code-Plattformen versucht man, dieses Problem zu lösen. Hier können grafische Designer per Maus entsprechende Masken zusammenbauen, während das Tool im Hintergrund den Programmcode und UI-Code (HTML) erstellt. Das hat aber zwei Nachteile: Die Anwendungen sind eher simpel und kaum erweiterbar. Build.One ist daher nicht einfach die nächste Low-Code/No-Code-Lösung. Wir vereinen die Vorteile aus Low-Code, No-Code und Pro-Code in einer Plattform.

CloudComputing-Insider: Worin unterscheidet sich Build.One dann von den bisherigen Methoden?

Liewehr: Der Unterschied zeigt sich bei der Speicherung: Wir generieren keinen Quellcode, auch keine HTML-Seite. Wir speichern jeden Screen der Applikation komplett in einer Datenbank. Wir nennen das „Blueprint“. Man könnte auch sagen „Bauanleitung“. Wird das im Browser aufgerufen, „holt“ sich beispielsweise die Kundenverwaltungsmaske „ihre“ Bauanleitung mit den definierten Eingabefeldern. Die Kundenverwaltungsmaske wird erst in diesem Moment im Browser erzeugt. Es gibt also nie Quellcode, HTML o.ä. Es entsteht genau in dem Moment, auf Grundlage der angelegten Bauanleitung, wenn es angeklickt wird. Dieses Prinzip macht jede Anwendung zukunftssicher. Denn die Bauanleitung kann immer wieder angepasst und verändert werden. Außerdem – und auch hier unterscheiden wir uns – kann man beliebig weit heruntergehen bis auf Code-Ebene. Man gerät also nie in eine Sackgasse.

CloudComputing-Insider: Was genau muss ich mir unter den „Blueprints“ vorstellen? Sind das Module, die sich beliebig zusammensetzen lassen?

Liewehr: Im Prinzip setzt unsere Plattform den Bauplan eines Architekten sofort in den Bau des Hauses um. Das, was im Bauplan verwendet wird – wir nennen es Objekte – kann man sich wie Lego-Bausteine vorstellen. Build.One liefert zum Lego-Set mit der Bauanleitung noch die Maschine dazu, die das ganze automatisch zusammenbaut. Und sobald neue Lego-Steine dazukommen und diese in dem alten Bausatz verwendet werden sollen, kann der Bauplan entsprechend verändert bzw. beliebig erweitert werden.

CloudComputing-Insider: Können Sie das Prinzip noch etwas deutlicher machen?

Liewehr: In einem Blueprint für eine Kundenmaske ist beispielsweise hinterlegt, welches Aussehen und welche Funktion ein Button hat, was also passieren muss, wenn dieser Button geklickt wird. Aber genau das entsteht erst in dem Moment, wenn der Button geklickt wird. Genau in diesem Moment, wenn die Funktion hinter dem Button gewünscht wird, wird sie auch erst erzeugt. Bei anderen muss dafür erst lange entwickelt werden, um dem Button seine Funktion zu geben.

CloudComputing-Insider: Der Reiz von Low-Code besteht doch eigentlich darin, dass professionelle Programmierer trotzdem noch selbst eigenes entwickeln können. Wenn Build.One auch das Arbeiten auf Code-Ebene erlaubt, was genau ist dann mit Code gemeint?

Liewehr: Auf der Build.One-Plattform stehen den Nutzern hunderte Objekte zur Verfügung, von einfachen Eingabefeldern über Buttons, Fenster, Auswahllisten bis hin zu komplexen Objekten wie Trees, Texteditoren, Kalendern oder Gantt-Diagrammen. All diese Objekte haben eine eingebaute Intelligenz, wir nennen sie daher SmartObjects. Über sogenannte SmartLinks, die ebenfalls über eine eingebaute Intelligenz verfügen, können diese Objekte miteinander verbunden werden. Bei Build.One funktioniert sehr viel automatisch, weil die Plattform die Zusammenhänge der Applikationen erkennt und versteht. Das ist der No-Code Teil.
Dann gibt es die Möglichkeit, bei verschiedenen Ereignissen (z.B. Aufrufen einer Maske, Klicken eines Buttons, Lesen eines Datensatzes) Befehle zu hinterlegen, die zusätzlich zu den Build.One Standard-Funktionen ausgeführt werden. Hierbei wird auf alle Informationen des Blueprints zurückgegriffen, weshalb mit wenigen Befehlen sehr komplexe Funktionalitäten gebaut werden können. Dies ist der Low-Code-Teil, der für die allermeisten Geschäftsapplikationen auch höherer Komplexität ausreicht.
Darüber hinaus ermöglicht der Pro-Code Teil, die bestehenden Blueprints mit beliebigem Code, z.B. in Javascript oder Typescript, zu ergänzen. Der Hauptgrund für diesen Pro-Code Bereich in Build.One ist: Build.One wurde selbst mit Build.One entwickelt. Die Screens, mit denen man Build.One Screens anlegt und verwaltet, sind selbst Build.One-Screens. Es ist ein bisschen wie ein 3D-Drucker, der sich selbst druckt.

CloudComputing-Insider: Warum wollen Unternehmen, obwohl es doch bereits viele fertige Enterprise-Lösungen am Markt gibt, überhaupt noch eigene ERPs oder CRMs entwickeln?

Liewehr: Tatsächlich nutzen sehr viele Unternehmen lieber Eigenentwicklungen. Auch wenn sie es aufgrund des großen Angebots eigentlich nicht müssten. Aber das ist auch die Crux. In der Regel werden 80 Prozent der Funktionen bei ERP-Systemen gar nicht genutzt. Und jene 20 Prozent, die wirklich gebraucht werden, müssen meist noch an den Kunden speziell angepasst werden. Das Customizing eines klassischen ERP-Systems hat aber zur Folge, dass es sich nicht mehr auf die neueste Version updaten lässt.

Thelen: Spannend wäre es, Templates mit Build.One zu entwickeln, zum Beispiel für eine Kundenverwaltung oder die Rechnungsstellung, die dann über unseren Marketplace zur Verfügung gestellt werden. Unsere Templates würden dann auf jeden Fall eine individuelle Anpassung zulassen. Außerdem könnte man bestimmte standardisierte Lösungen wie ein CRM wie Hubspot anbinden und die Daten daraus weiter nutzen.

CloudComputing-Insider: Ein „sexy“ Merkmal von Low-Code/No-Code ist ja, dass sich bestimmte Module usw. auch wiederverwenden lassen, womit vor allem sogenannte „Citizen Developer“ angesprochen werden. Zielt Build.One nur auf die „große“ Anwendungsentwicklung oder ist das auch für kleinere Unternehmen mit weniger mächtigen Applikationen interessant?

Liewehr: Wir kommen aus dem Bereich der professionellen Softwareentwicklung. Hier ermöglichen wir eine um den Faktor zehn bis zwanzig schnellere Enterprise-Applikationsentwicklung. Im Moment liegt unser Schwerpunkt nicht auf den Citizen Developern, was an unseren derzeit begrenzten Möglichkeiten der Ansprache und Betreuung dieser Zielgruppe liegt. Dies kann sich aber in der Zukunft ändern. Vorstellbar ist, mit Build.One entstandene kleine Spezialanwendungen auf unserem Marketplace anzubieten. Da unsere gesamte Lösung im Prinzip nur aus Daten besteht, bieten sich daher ganz neue Möglichkeiten für jede Art der Anwendungsentwicklung.

CloudComputing-Insider: Das hört sich so an, als würde Build.One eine neue Marke im Business Application Development setzen?

Liewehr: Wir sind überzeugt, dass dies die Zukunft der Enterprise Business Applications ist: agile Business-Applikationen in Rekordzeit zukunftssicher entwickeln. In einigen Jahren wird jede Geschäftsanwendung, die einigermaßen erfolgreich sein will, Low-Code, No-Code und Pro-Code unterstützen müssen.

CloudComputing-Insider: Sie werben damit, dass Build.One oft für die Modernisierung von Alt-Applikationen eingesetzt wird. Lassen sich auf diese Weise vorhandene Architekturen noch weiter nutzen oder werden diese ersetzt?

Liewehr: In der Regel werden diese ersetzt. Moderne Anwendungen sollen heute webbasiert über einen Browser oder auf einem Mobilgerät laufen. Idealerweise auch in der Cloud. Dafür benötigt man eine andere Architektur. Bestehende Applikationen werden noch so lange parallel betrieben, bis alles umgestellt ist. Hierfür bietet Build.One Funktionen, um diese Alt-Applikationen an die neue Applikation anzubinden und beide zu integrieren. Wir übernehmen für die Unternehmen die komplizierte Migration ins Web, während sich die Unternehmen selbst nur noch um das Entwerfen ihrer Geschäftslogik kümmern müssen. Die Modernisierung von Alt-Applikationen ist inzwischen unser zweiter wichtiger Use-Case.

CloudComputing-Insider: Stichwort „API-Economy“. Wie integrationsfähig ist Build.One?

Liewehr: Unsere eigene Vertriebslösung war eigentlich schon immer „nur ein Teil“ des vorhandenen ERP-Systems. Integrationsfähigkeit ist daher eine Kernkompetenz der Build.One-Plattform. Integration ist z.B. möglich mit Salesforce, Microsoft Dynamics, SAP oder Office 365. Wir haben weit über hundert Konnektoren. Und alles, was mit Build.One gebaut wird, ist automatisch als API verfügbar.

CloudComputing-Insider: Was muss Ihrer Meinung nach bei Build.One noch verbessert werden?

Thelen: Wir wollen das System auf jeden Fall noch weiter vereinfachen, vor allem auch hinsichtlich der Einarbeitung an der Plattform. Idealerweise läuft Build.One bald selbsterklärend, sodass Anwender kaum noch Unterstützung von uns brauchen. Dann können wir auch die Citizen Developer noch besser adressieren.

CloudComputing-Insider: Gibt es den typischen Build.One-Kunden?

Thelen: Es sind daten-intensive Kunden, die wir ansprechen, die mit einer Standardlösung nicht mehr auskommen. Business-Kunden mit individuellen Anforderungen für die zuverlässige Verwaltung großer Datenmengen.

Liewehr: Ich ergänze: B2B-Kunden mit komplexen Use-Cases. Große Systeme sind irgendwann nicht mehr in der Lage, Anpassungen und Modernisierung end-to-end umzusetzen. Wenn heute Unternehmen oder Organisationen große Projekte gestückelt angehen müssen und Anpassungen nur über die Entwicklung vieler, einzelner Apps möglich sind, gibt es für uns genug zu tun.

Build.One und Freigeist

Build.One ist eine Cloud Plattform für die Entwicklung von Business Applikationen, die auf einer neuartigen Blueprint-Technologie basiert. Anders als bei klassischer Software bestehen die Anwendungen nicht aus Code, sondern aus Objekten und Daten. Dies ermöglicht die Entwicklung unterschiedlichster, komplexer Business-Anwendungen ohne teure Entwicklerkosten und Legacy-Zyklen.

Freigeist Capital ist ein Venture Capital Unternehmen mit Fokus auf europäische Tech-Start-ups in der Frühphase. Im Portfolio von Freigeist finden sich u.a. das Urban Air Mobility Startup Lilium, der Energiespeicher Kraftblock, das KI-Start-up Smartlane, das SaaS ERP Xentral und Hardt Hyperloop. Zu den bekanntesten Exits von Freigeist zählen die von Microsoft übernommene App Wunderlist, der von Daimler akquirierte Uber-Wettbewerber MyTaxi/FreeNow sowie kaufDA, heute Teil der Axel Springer Gruppe und Little Lunch.

CloudComputing-Insider: Build.One arbeitet auch mit Partnern zusammen, die die Plattform anbieten. Es wäre aber prinzipiell auch möglich, dass diese selbst Software mit Build.One entwickeln und weiter vermarkten, oder wäre das eher unerwünscht von Ihrer Seite?

Liewehr: Darüber haben wir mit Freigeist anfangs tatsächlich diskutiert. Wir würden uns freuen, wenn Hersteller von CRM oder ERP künftig ihre Software mit Build.One entwickeln. Wir haben auch tatsächlich in den letzten Wochen mehrere ISVs als Kunden gewonnen, die mit Build.One z.B. ihre ERP-Lösungen neu entwickeln werden.

CloudComputing-Insider: Wäre das dann Ihre Vision eines „Build.One inside“?

Liewehr: In ein paar Jahren werden sicherlich hunderte, vielleicht sogar tausende ERP-Systeme auf Build.One basieren. Meine Vision ist, dass Build.One Standard im Markt wird, wie es heute bei Mobilgeräten der Fall ist: Es gibt hunderte von Anbietern, aber fast alle setzen auf der Android- oder iOS-Plattform als Basis auf. Analog soll Build.One die Plattform werden, auf der die Hersteller von Business-Applikationen aufsetzen. Hiervon könnten vor allem kleine und mittlere Business-Software-Anbieter profitieren, die lange wettbewerbsfähig bleiben wollen. Sie vermeiden teure Entwicklungszeiten und können sich mit Build.One auf zehn oder fünfzehn Prozent der Entwicklungsarbeit konzentrieren, nämlich eigene Logik und spezielle Funktionalitäten für bestimmte Branchen, in denen sie entsprechendes Fachwissen haben. Alles andere, was man braucht für eine „sexy“, state-of-the-art Enterprise-Applikation, liefern wir.

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