Billionen-Markt XaaS – Anything-as-a-Service Abonnieren ist das neue Besitzen
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Von Musik über Serien bis zur Bildbearbeitungssoftware gibt es kaum digitale Konsumgüter, die mittlerweile nicht nach einem Abomodell vertrieben werden. Doch auch Unternehmen setzen zunehmend auf die Flexibilität, die As-a-Service-Modelle ermöglichen.

Anything-as-a-Service (XaaS) ist hier die neue Norm. Hinter dem „X“ verbirgt sich dabei ein immer breiter werdendes Spektrum an cloud-basierten Diensten, dem die grobe Dreiteilung in Plattform-, Software- und Infrasktruktur-as-a-Service kaum noch gerecht wird. Wir haben hier die spannendsten XaaS-Modelle versammelt.
Datenbank als Service (DBaaS)
Der Betrieb und die Wartung von Datenbanken gehören zu den besonders ressourcenintensiven Aufgaben, mit denen sich IT-Abteilungen von Unternehmen befassen müssen. Gleichzeitig führt an ihnen aber auch kein Weg vorbei: Datenbanken bilden das Rückgrat der digitalisierten Welt und sind der Kern einer jeden Unternehmens-IT, mit dem große Datenbestände gespeichert und verwaltet werden können.
Neben qualifiziertem Fachpersonal muss dafür auch die entsprechende technologische Infrastruktur bereitgestellt werden. Während Unternehmen in der Vergangenheit ihre Datenbank on-premises verwaltet haben, werden diese immer öfter in die Cloud ausgelagert, um flexibler und skalierbarer arbeiten zu können und Innovationen schneller umzusetzen: Database-as-a-Service (DBaaS) war geboren.
DBaaS-Anbieter ermöglichen Unternehmen das Outsourcing ihrer Datenbanken. Sie betreiben professionelle Rechenzentren, die eine hohe Datenverfügbarkeit- und -Integrität garantieren. Bereiche wie Hochverfügbarkeit, Skalierung und Sicherheit werden so ausgelagert und automatisiert. So ein Abomodell für die Datenbank hat auf Unternehmensseite den klaren Vorteil, dass keine Datenbankexperten angestellt werden müssen.
Umfang und Art der DBaaS-Dienstleistungen lassen sich detailliert bestimmen, sodass Unternehmen nur für die Dienste bezahlen, die sie in Anspruch nehmen. Flexibilität gibt es auch in Sachen Skalierbarkeit: Weil keine Server vor Ort verwaltet werden müssen, können Verwender von DBaaS-Lösungen schnell auf Veränderungen bei der Arbeitslast ihrer Datenbanken reagieren. Beispiele für bekannte DBaaS-Anbieter sind unter anderem MariaDB (SkySQL), Microsoft (Azure SQL Database) oder AWS (Amazon Aurora).
RMM-as-a-Service
Im Begriff „Remote Monitoring and Management“ (RMM), also der Fernverwaltung und -überwachung von IT-Systemen, steckt mit dem Stichwort „Remote“ bereits ein Hinweis auf die Cloud-Fähigkeit des Verfahrens. Klassische RMM-Lösungen erlauben es Managed Service Providern (MSPs) und IT-Abteilungen, die Computer, Server, Mobilgeräte und anderen Endgeräte ihrer internen und externen Kunden über das Netzwerk einzurichten. Dazu gehört, sie mit Updates zu versorgen, Fehler zu beheben, Backups durchzuführen und ihre Kennzahlen im Blick zu behalten. Dies spart Zeit, reduziert Frust bei den Endanwender und ermöglicht Automatisierung durch zeitgeschaltete Routine-Prozesse wie Updates.
Traditionell setzen MSPs auf On-Premises-Lösungen, bei denen die entsprechende Hardware und Server-Infrastruktur in ihren eigenen Räumlichkeiten gehostet werden. Doch immer mehr Anbieter entscheiden sich für eine Cloud-Lösung, die keiner eigenen Hardware-Anschaffung bedarf: RMM-as-a-Service. Zu den bekannten Anbietern zählen beispielsweise NinjaOne, Datto oder Pulseware.
Blockchain-as-a-Service (BaaS)
Blockchain als Dienstleistung mag auf den ersten Blick widersinnig klingen – schließlich gehört Dezentralität zu den Hauptmerkmalen der Distributed-Ledger-Technologie (DLT), die vor allem durch den Aufstieg der Kryptowährung Bitcoin bekannt geworden ist. Mittlerweile gibt es Blockchains jedoch in diversen Ausformungen, von denen nicht alle gleichermaßen öffentlich zugänglich und unabhängig von einer zentralen Instanz sind.
Der Vorteil dieser „Private Blockchains“ für Unternehmen liegt unter anderem darin, dass sie die Vorzüge einer DLT – wie Transparenz und Resistenz gegenüber Manipulationsversuchen – für sich nutzen können, ohne die Kontrolle über das Netzwerk aus der Hand zu geben. Auch ist die Öffentlichkeit, die eine klassische Blockchain bietet, nicht immer im Interesse eines Unternehmens: Gerade im Bereich Lieferkettenmanagement wird daher gerne auf private Blockchains gesetzt, sodass nur akkreditierte Teilnehmer Einblick in die Supply Chain erhalten.
Ein Beispiel hierfür ist etwa die Plattform Tradelens, die von IBM und dem Logistik-Riesen Maersk entwickelt wurde. Sie basiert auf Hyperledger Fabric, einem von der Linux Foundation betreuten modularen Blockchain Framework, das wiederum auf einer Ethereum Fork aufbaut. Auch spezielle Dienstleistungen, etwa die Tokenisierung von Wertpapieren oder Immobilien, gehören zum Einsatzgebiet von Blockchain-as-a-Service.
Desktop-as-a-Service (DaaS)
Zunehmend dezentral – zumindest was die Arbeitsplätze der Mitarbeiter betrifft – geht es derweil auch in immer mehr Unternehmen zu. Seit der Covid-19-Pandemie gehört die Arbeit aus dem Remote- oder Homeoffice für viele Angestellte zur neuen Normalität. Mit der stetig wachsenden Performance von Cloud-Infrastrukturen ist es mittlerweile möglich, dass dabei auch rechenintensive Aufgaben orts- und hardwareunabhängig erledigt werden können.
Desktop-as-a-Service (DaaS) kann Unternehmen hier wertvolle Dienste leisten. Hierbei übernimmt ein Cloud-Serviceanbieter die Bereitstellung der technischen Infrastruktur, inklusive Speicher- und Ressourcenmanagement und ermöglicht das Streaming der gesamten Arbeitsplatzumgebung auf die Endgeräte der Mitarbeiter. Diese können dann auch mit privater Hardware auf ihre gewohnte Arbeitsplatzumgebung zugreifen.
DaaS bietet Unternehmen unter anderem mehr Flexibilität bei der Einrichtung und dem Offboarding neuer (virtueller) Geräte und oftmals auch Kostenvorteile gegenüber klassischen, zentralisierten virtuellen Desktop-Infrastrukturen (VDI). So entfallen bei DaaS die für VDI üblicherweise anfallenden Investitionen für den Erwerb eigener Rechenzentren und IT-Infrastrukturen, was nicht zuletzt auch eine schlankere IT-Abteilung ermöglicht. DaaS-Lösungen gibt es unter anderem von VMware (Horizons Cloud), Microsoft (Azure Virtual Desktop) oder Amazon (WorkSpaces).
Retail-as-a-Service (RaaS)
Auch der Einzelhandel wandelt sich: Nicht nur schreitet die Verschmelzung von E-Commerce und stationärem Handel – Stichwort: Omnichannel-Strategien – durch die Digitalisierung weiter voran, auch im Retail-Bereich kommt zunehmend smarte Technologie zum Einsatz, die die Customer Journey der Kund:innen optimieren soll. Unter dem Begriff „Retail-as-a-Service“ (RaaS) entstehen derzeit zahlreiche neue Läden, deren Konzept sich von der „Einkaufen vor Ort“-Logik des Einzelhandels verabschiedet hat.
Das Einkaufserlebnis steht im Fokus, das Anfassen und Erleben von Produkten ist Kern des Geschäfts – aber gekauft wird anschließend online. Händler wie The Latest, Vaund, Urban Bird und Blaenk haben diesen Ansatz bereits perfektioniert. Das Besondere am RaaS-Konzept: Die Händler tracken mittels DSGVO-konformer 3D-Sensorik das Besucherverhalten, umso mehr über die Attraktivität der einzelnen Produkte und der Fläche zu erfahren. So können Interaktionsdauer, die Anzahl angesehener Produkte pro Besucher, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Laden und viele weitere relevante Metriken genauestens analysiert werden. Unternehmen wie Sensalytics bieten als Dienstleister das technologische Gerüst für das RaaS-Konzept.
XaaS wird zum Billionen-Markt
Das immer vielfältigere Angebot an Dienstleistungen und Lösungen, das sich hinter XaaS verbirgt, zeugt von der wachsenden Bedeutung cloud-basierter Dienste. Immer mehr Unternehmen jeder Couleur und Größenordnung setzen auf die Flexibilität und Kostenvorteile, die maßgeschneiderte Lösungen von XaaS-Anbietern versprechen. Ein Ende dieser Entwicklung, die durch die Covid-19-Pandemie nochmals beschleunigt wurde, ist derweil nicht in Sicht. Einer Analyse von Fortune Business Insights zufolge wird der XaaS-Markt zwischen 2022 und 2031 von rund 545 Milliarden US-Dollar voraussichtlich auf über 2,3 Billionen US-Dollar anwachsen. Diese Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Abonnieren ist das neue Besitzen.
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